Hamburgs Taxigewerbe: Solidarisch und arm

In einer spontanen Aktion versammelten sich mehrere Hamburger Taxifahrer vor der Dänischen Botschaft und forderten die sofortige Freilassung ihres in Dänemark wegen Menschenschmuggel inhaftierten Kollegen. Dies und die Einkommenssituation des Hamburger Taxigewerbes waren anschließend die Themen während einer TVD-Pressekonferenz.
Redaktion (allg.)

Cebrail Gökcen, türkischer Taxiunternehmer mit deutscher Staatsbürgerschaft, hätte eigentlich nach Verbüßung seiner 50-tägigen Haftstrafe am Samstag entlassen werden sollen. Da es nun allerdings zu einer weiteren Berufungsverhandlung kommt, muss der Familienvater wegen Fluchtgefahr weiterhin seine Tage und Nächte im dänischen Gefängnis verbringen (siehe auch Thema des Monats). Die Hamburger Taxikollegen halten dies für einen juristischen Willkürakt und haben sich während einer spontanen Versammlung vor der dänischen Botschaft solidarisiert. Im Beisein der örtlichen Presse forderte Anne Taraske vom Landesverband Hamburger Taxiunternehmer die Politik zum sofortigen Handeln auf. In der anschließenden Pressekonferenz sprach Frau Taraske davon, dass der Kollege laut Berichten aus dem familiären Umfeld inzwischen selbstmordgefährdet sei. Sie verwies darüber hinaus auf Aussagen von Kollegen, die am Hamburger Bahnhof mitbekommen haben, wie Herr Gökcen mit seinen Fahrgästen über den Fahrpreis verhandelte und die Fahrt letztlich sogar zu einem Entgelt unterhalb des Taxitarifs durchführte. Dies alles beweise eindeutig, dass Cebrail Gökcen zu Unrecht wegen Beihilfe zu Menschenhandel verurteilt wurde. Einige Hamburger Kollegen haben für den Verlauf der Woche eine große Demonstration angekündigt. Allzu viel Verdienstausfall dürften sie in dieser Zeit nicht erleiden. Denn nach Aussagen von Martin Berndt vom Verband Hamburger Taxiunternehmer (HTV) verdiene ein Taxifahrer derzeit unter 5 Euro pro Stunde. Damit könne er unmöglich seinen Unterhalt bestreiten geschweige denn eine Familie ernähren. Rein rechtlich stünden den Kollegen daher staatliche Hilfen in Form von Wohnungsgeld oder Hartz IV-Unterstützung zu. Darüber wolle man die Kollegen anhand einer Kampagne in den nächsten Tagen informieren. Wer wie die Hamburger Taxibehörde nichts gegen eine solche Fehlentwicklung unternimmt, muss daher an anderer Stelle für den Unterhalt der Taxifahrer sorgen. Man fordere von der zuständigen Behörde daher zum wiederholten Male, die Konzessionen in Hamburg zu beschränken und zu reduzieren.

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