VW, E.ON und Elexon zeigen starke Neuheiten im DC-Segment

Im Zuge der IAA Mobility 2021 legte auch die Branche der Ladeinfrastruktur wieder massiv nach. Das gilt auch für das Gleichstrom-Segment, in dem es viele Neuigkeiten gab.

 

VW produziert, E.ON vertreibt: Den neuen Drive:Booster, der mit Akkuhilfe zweimal 150 kW abgibt - ohne große Infrastrukturmaßnahmen. | Foto: VW
VW produziert, E.ON vertreibt: Den neuen Drive:Booster, der mit Akkuhilfe zweimal 150 kW abgibt - ohne große Infrastrukturmaßnahmen. | Foto: VW
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Schneller, stärker und sicherer – so könnte man die Ladeinfrastruktur-News für den Herbst 2021 kurz zusammenfassen. Mit dabei sind ganz neue Player aus der Auto- und Zuliefererindustrie. Zum Beispiel E.ON und VW: In Essen nahmen Ende September E.ON-Vertriebsvorstand Patrick Lammers und Thomas Schmall, Konzernvorstand für das Ressort Technik bei der Volkswagen AG und CEO von Volkswagen Group Components den ersten E.ON „Drive Booster“ ans Netz. Der soll Schnellladen günstiger und einfacher machen. Der „Drive Booster“ kommt ohne Tiefbau und Anpassung des Netzanschlusses aus und kann gleichzeitig zwei E-Autos mit bis zu 150 kW laden. Dazu muss der Schnelllader seinen Strom nicht direkt aus dem Stromnetz ziehen, sondern über einen integrierten Akkuspeicher. Ein normaler Stromanschluss, wie ihn zum Beispiel jeder Supermarkt hat, und die interne Batterie sollen dann gemeinsam die Leistung liefern, die nötig ist, um parallel zwei E-Autos mit bis zu 150 Kilowatt Leistung zu laden. So dauert es nur durchschnittlich 15 Minuten, und die Autos haben genug Strom für zirka 200 km Reichweite getankt.

VW steigt ins DC-Ladegeschäft ein - als Hersteller

Und deshalb produziert VW seine Schnellader jetzt teils auch selbst: Die Kooperation mit E.ON nutzt die von Volkswagen Group Components entwickelte und produzierte Schnellladesäule. Sie sei für den zügigen Ausbau von Ladeinfrastruktur „ideal geeignet, weil Zeitaufwand und Kosten der Installation gering sind“, erklärt Schmall. Interessant dabei: Auch normale Ladesäulen könne man einfach auf den Booster upgraden, wodurch sich neue Standorte schnell und kostengünstig erschließen ließen. Die Installation seit einfach: „Hinstellen, anschließen, online konfigurieren“ versprechen die Partner. E.ON bietet seinen deutschen Kunden mit dem Booster als erstes Unternehmen eine solche Lösung ab sofort an.

Elexon baut hoch und schlank

In der gleichen Halle stellte auch Elexon seine neue Gleichstrom-Säule vor, die mit 2,7 Meter Höhe bei 93 Zentimeter Breite besonders schlank baut und leise arbeiten soll. Die DC-Doppelladestation bietet einen modularen Aufbau zur flexiblen Anpassung der Ladeleistung (2 x 75 kW oder 150 kW). Außerdem achteten die Aachener auf eine optimale Kabelführung samt hoher Kabelaufhängung. So hängt das Kabel nicht am Boden, ist dank der „Flügel“ optimal geschützt und Schäden durch versehentliches Darüberfahren oder zerbrochene Stecker sollen sicher vermieden werden. Außerdem soll das Handling durch die Kabelführung von oben kraftsparender sein – immerhin sind über fünf Meter (dicke) Kabellänge zu bewegen. Angenehme LED mit Komponenten aus der Straßenbeleuchtung ermöglichen auch nachts eine taghelle Umgebung, automatisch ausgelöst dank Helligkeitssensoren. Ein beleuchtetes 7-Zoll-Touch-Display unterstützt die intuitive Bedienung. Auch die neuen DC-Schnelllader sollen mit einem nachhaltigen Produktionsprozess inklusive kurzer Lieferwege und „Made in Germany“ punkten. Hard- und Software betrachtet Elexon als Inhouse-Kernkompetenzen und der Servicegrad sei entsprechend hoch. Auch zusätzliche Funktionen oder gar andere Visualisierungen der Ladeverläufe können kurzfristig von Elexon-Mitarbeitern vor Ort geändert werden.

Die DC-Säule erkennt, ob ein 400- oder 800-Volt-Auto lädt und stellt automatisch um

Noch wichtiger: Die DC-Schnellladesäule erkennt selbstständig, welche maximale Akkuspannung anliegt und schaltet entsprechend um. So dass auch gemischte Flotten mit 400- und 800-Volt-Fahrzeugen an derselben Ladesäule immer die Leistung erhalten, die der Fahrzeugtyp braucht. Dank der neuen Software soll die maximale Ladeleistung in kürzester Zeit zugeführt werden, was die Ladezeiten merklich reduzieren soll. Im Gegensatz zur skalierbaren Ladeleistung führt eine skalierbare Ladespannung dazu, dass der maximale Ladestrom bereitsteht, egal welche Spannung das Auto benötigt, was die Ladegeschwindigkeit optimiert. Auch den Wirkungsgrad behielt man im Blick: SiC-Halbleitertechnologie soll den auf mehr als 95 Prozent erhöhen. Dank Siliziumkarbid-Halbleitern lässt sich Strom mit geringerem Wärmeverlust umwandeln und erhöht so den Wirkungsgrad der Ladesäule.

Verknüpfung mit SAP vereinfacht „Bürokratie“

Dazu kam ein neues Abrechnungssystem vor, das vor allem auf Flotten und Mobilitätsmanager zielt: Dazu entwickelte man die Lösung SAP E-Mobility für E-Ladesäulen: Parken, einstöpseln, laden, fertig. Dabei sollen laut Elexon sämtliche Ladevorgänge automatisch über die SAP-Plattform abgerechnet werden. Alle Daten, die über die Ladesäule generiert werden, fließen automatisch in die Corporate-Finance-Prozesse des Unternehmens ein.

Standardisierte und offene Schnittstellen ermöglichen laut Elexon die Integration in bestehende Systemlandschaften und Prozesse, wozu auch ein „Baukastenansatz“ von SAP beitrage, der individuelle Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt: So bleiben die Ladesäulenbesitzer und -Betreiber weiter flexibel in ihrer Produktwahl. Die Nutzer der Elexon-Ladesäulen profitieren von den Vorteilen der hocheffizienten, hochvolumig skalierbaren SAP-Lösung, die durch weitere cloudbasierte Mobilitätslösungen von SAP, wie beispielsweise zur Verwaltung von Fahrzeug und Flottenbeständen ergänzt werden kann. Deshalb soll man sich Mitarbeiterschulungen oder sonstige IT-Ausgaben sparen können. Dazu gehört der Überblick auf sämtliche Daten, wie zum Beispiel die Lade- und Standzeiten der Fahrzeuge, Nutzung der Ladesäulen bis hin zu den entstandenen Kosten.

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