Rollstuhltaxis: RETTmobil 2023 brachte nicht viel Neues

Am interessantesten war in Fulda der Vergleich von vier Ford E-Transit, die für den Rollstuhltransport umgerüstet worden sind.

Der von MobiLTec umgerüstete Ford E-Transit war der einzige Neunsitzer auf der Messe, der die Gewichtsgrenze von 3,5 Tonnen einhält. (Foto: Dietmar Fund)
Der von MobiLTec umgerüstete Ford E-Transit war der einzige Neunsitzer auf der Messe, der die Gewichtsgrenze von 3,5 Tonnen einhält. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Nachdem alle wichtigen Baureihen von Kasten-Kombis und Transportern erneuert worden sind und der Ford Transit/Tourneo Custom noch nicht bei den Händlern steht, haben die Umrüstungen für die Mitnahme eines oder mehrerer Rollstuhlfahrenden momentan einen gewissen Höchststand erreicht. Daher kommen derzeit allenfalls noch neue Detaillösungen. Die wichtigsten hat taxi heute bereits in der Ausgabe 3-4/2023 vorab angekündigt. Das zeigte der Besuch der RETTmobil 2023 am Eröffnungstag 11. Mai 2023 ganz deutlich.

Die wohl interessanteste Neuerung präsentierte MobiLTEC in Gestalt eines Ford E-Transit L2H2, der mit neun Sitzen gerade noch die Gewichtsgrenze von 3,5 Tonnen für den Pkw-Führerschein einhält. Das Vorführfahrzeug eines Händlers hatte dazu einen besonders leichten Systemboden mit nur vier Schienen, auf denen in drei Reihen je zwei Einzelsitze des besonders leichten Schnierle-Sitzes entlang der linken Seitenwand angeordnet sind. Hinter der Serien-Schiebetüre hat das Fahrzeug eine Doppeltrittstufe. Ihre Serienversion ist nun an der C-Säule befestigt, wodurch die nicht mehr so weit in den Innenraum ragt und sich auch mit der Dreier-Serienbestuhlung von Ford vertragen würde.

Am Stand von Auto Bayer konnte man ebenfalls einen Ford E-Transit mit Systemboden anschauen. Das Fahrzeug in der Konfiguration L2H3 hatte keine Trittstufe und ist in dieser Form trotz zweier stabiler Haltegriffe weder Schulkindern noch älteren Fahrgästen zuzumuten.

Der Dritte E-Transit stand bei Tribus in der Konfiguration L2H3. Weil seine Basis das Modell mit Heckantrieb ist, liegt der 78 Millimeter flache, leichter gewordene Systemboden Triflex AIR 2.0 bei ihm deutlich höher als bei frontgetriebenen Varianten, was im Einstieg gut sichtbar wurde. Weil das auch die Innenhöhe einschränkt, kommt man nur mit der Dachhöhe H3 auf eine Stehhöhe von 1,90 Metern. Gekennzeichnet war das Mehrzweckfahrzeug als Fahrzeug für 7+1 Leute oder die Mitnahme von zwei Rollstuhlfahrgästen. Ausgestattet war der E-Transit mit einer elektrischen Trittstufe des Zulieferers Versa, die auch Schnierle verbaut.

Ebenfalls einen Ford E-Transit hatte das schwedische Unternehmen Braun Ability mitgebracht. Er hatte die Konfiguration L2H2 und war mit dem Prototypen einer mehrstufigen Trittstufe ausgestattet. Ob sie manuell wie bei MobiLTec oder elektrisch angetrieben auf den Markt kommen soll, war nicht zu erfahren. Ein deutscher Umrüster, der auf Systemböden und Sitze von Braun Ability zurückgreift, ist DIE Transform, der selbst nichts Neues zu bieten hatte.

Unspektakulär an einem Mercedes-Benz Sprinter mit Dieselantrieb angebracht war die neue elektrisch angetriebene „eTrittstufe“ von AMF-Bruns. Sie taucht bei einem seitlichen Aufprall nach unten ab und soll so die Batteriepacks elektrisch angetriebener Transporter nicht beschädigen. AMF-Bruns will sie zum Standard bei allen Fahrzeugen ungeachtet ihres Antriebs machen.

Der tschechische Bausatz-Lieferant für Heckausschnitte, API, zeigte zusammen mit dem Umrüster Activa Automobil-Service die nun fertige Serienlösung eines neigungsverstellbaren Heckausschnittes in einem Mercedes-Benz e-Vito. Die „FlexiRamp Pro“ wurde von Haag Rehatechnik entwickelt und vor einem Jahr als Prototyp vorgestellt. Der Rollstuhl-Fahrgast wird ganz normal über die Rampe ins Fahrzeug geschoben und gesichert. Danach wird der Fahrgastplatz, der sonst nach hinten geneigt wäre, elektrisch in eine waagerechte Position gebracht. Das ist für den Rollstuhlfahrenden angenehmer und hat den Vorteil, dass man trotz des wegen der Fahrbatterien kurzen Heckausschnitts auch Patienten in Pflegerollstühlen unterbringt.

Stephan Schwartz vom Berliner Büro von API zeigte eine ganz neue Option: Wenn man nach der Sicherung von Rollstuhl und Fahrgast die Rampe hochklappt, fährt der Rollstuhlplatz automatisch in die Waagerechte. Sonst müsste man das Anheben mit einem Taster in die Wege leiten. Diese Lösung kostet weitere 1.200 Euro Aufpreis.

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