Fahrbericht Skoda Octavia iV und RS iV: Elektrisierende Ergänzung

Nach den Standard-Verbrennern präsentierte Skoda die elektrifizierten Versionen des Octavia. Von erneuten Taxi- und Mietwagen-Aktivitäten ist bei den Tschechen leider noch nichts zu hören.

Der Plug-in-Hybrid iV ist eine wichtige Ergänzung im Octavia-Programm und dürfte den Absatz beschleunigen. | Foto: Ivo Hercik
Der Plug-in-Hybrid iV ist eine wichtige Ergänzung im Octavia-Programm und dürfte den Absatz beschleunigen. | Foto: Ivo Hercik
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Der Octavia ist und bleibt trotz immer stärker werdenden SUV der Topseller der tschechischen Marke: Er macht immer noch rund 30 Prozent der Stückzahlen und rund die Hälfte des Umsatzes aus und stellte 2019 in sieben Ländern den Topseller aller Autos. Kein Wunder, dass die neueste Generation nicht nur mit Benzinern, Dieseln, Mildhybriden und erneut als Erdgasversion kommt, sondern auch gleich zwei Plug-in-Hybride auffährt.

Mit denen sind wir auch als erstes gestartet. Starten wir ganz oben im Octavia-Programm: Die RS-Version des iV bietet 180 kW (245 PS) und 400 Nm Systemdrehmoment und stellt das vorläufige Topmodell der Octavia-Baureihe. Dazu spannt man den Konzern-1,4 TSI-Benziner mit 110 kW (150 PS) Leistung mit einer 85 kW (115 PS) starken E-Maschine zusammen. Elektromotor ihre Power zu einer Systemleistung von 180 kW (245 PS). Damit ist theoretisch ein Sprint von 0 auf 100 km/h in 7,3 Sekunden drin, das Topspeed gibt Skoda mit 225 km/h an. In der Praxis bietet der Octavia damit tatsächlich immer satten Punch auch schon von unten heraus, wenngleich er gegen ein etwas teureres Model 3 von Tesla nicht viel ausrichten kann, wenn man das schiere Beschleunigungsvermögen als RS-Maßstab heranziehen möchte. Und erstaunlicherweise erzieht einen auch der RS mit seinem leisen Gleiten eher dazu, dieses so oft wie möglich zu tun und eher defensiv zu strömen statt offensiv anzuheizen.  

Belohnt wird das mit rein elektrischen Reichweiten von reellen fünfzig Kilometern plus minus x und Verbräuchen, die sich auf unserem rund 90 Kilometer langen Trip bei rund vier Liter Super plus zehn kWh auf 100 Kilometer einpendelten. Klar, auch hier gilt: Je weiter man fährt, desto weniger strömt man und desto stärker schlägt der Benzinverbrauch ins Kontor. Doch die meisten Pendelfahrten können rein elektrisch abgedeckt werden. Offiziell nennt Skoda einen kombinierten NEFZ-Normverbrauch von 1,2 l/100 km (kombinierter Stromverbrauch 11,2 kWh/100 km), beim Kombi sind es 1,5 l/100 km plus dem kombinierten Stromverbrauch 11,4 kWh/100 km). Die Emissionsnorm steht bei beiden Modellen bei Euro 6d-ISC-FCM (AP)

RS-spezifisch sind die serienmäßige Progressivlenkung, das Sportfahrwerk und die elektronische Quer-Differenzialsperre XDS+. Auf Wunsch kann ein Soundgenerator innen das Ganze auch akustisch in Szene setzen, doch wie gesagt: Wer bärige Diesel, großvolumige Sechs- oder Achtzylinder oder reine Stromer kennt, kann darauf verzichten, ebenso wie einem der Extra-Punch zwar gefallen kann, aber doch dezent bleibt. Dazu kommen noch Zweizonen-Climatronic, das Musiksystem Bolero mit kapazitivem 10-Zoll-Farbdisplay, Wireless SmartLink und Skoda Connect. Die Multifunktionskamera liefert Daten für Assistenzsysteme wie Spurhalteassistent und Frontradarassistent inklusive City-Notbremsfunktion und Personen- und Radfahrererkennung. Auch Ausweichassistent, Speedlimiter, Geschwindigkeitsregelanlage sowie Parksensoren vorn und hinten unterstützen einen.

Zum Start bietet Skoda den Octavia RS iV für 42.267 Euro als Sondermodell First Edition an, das sich vor allem durch das Navigations-Infotainment-Topsystem Columbus auszeichnet So spart man 1.374 Euro gegenüber einem vergleichbar ausgestatteten Octavia RS iV. Aber auch das Basismodell startet bei 42.267 Euro inklusive 16 Prozent Mehrwertsteuer (das sind knapp 36.500 Euro netto) der Combi ist ab 42.949 Euro (37.025 Euro netto) erhältlich.

Warum diese verhaltene Begeisterung für das Topmodell? Weil der Standard-iV das Alles (fast) genauso gut kann, wie wir nach dem Umsteigen feststellen mussten. Schon das Datenblatt küdigt es nämlich an: Beim iV 1,4 TSI verknüpft Skoda den 110 kW (150 PS) starken Turbo-Benzindirekteispritzer mit einem etwas schwächeren Elektromotor, so dass hier „nur“ 150 kW  respektive 204 PS Systemleistung geboten sind. Allemal genug für sämiges dahingleiten und eine satt unterfütterte Beschleunigung.

Da Skodas Teilzeitstromer einen eher zum entspannten segeln respektive strömen erziehen, kann man auf die 40 Extra-Pferde des RS in der Praxis gut verzichten. Dafür startet die Preisliste hier schon ab 37.617 Euro (das sind knapp 32.500 Euro netto) in der Version Style, die eigentlich schon alles Wesentliche an Bord hat, darunter LED-Hauptscheinwerfer mit Tagfahrlicht, LED-Heckleuchten in Kristallglasoptik mit animierten Blinkern, Chromzierleisten an Seitenfenstern und am vorderen Stoßfänger samt 18-Zoll-Leichtmetallfelgen Vega AERO. Dazu kommen elektrisch beheiz- und einstellbare Vordersitze mit Memoryfunktion, Zweizonen-Climatronic, Lederlenkrad mit Multifunktionstasten und Schaltwippen für das DSG, Regensensor und Fahrlichtassistent mit Coming-/Leaving Home-Funktion sowie Ambientebeleuchtung. Das Musiksystem Bolero besitzt ein kapazitives 10-Zoll-Farbdisplay sowie zwei USB-C-Anschlüsse und ermöglicht den digitalen Radioempfang DAB+. Bluetooth-Freisprecheinrichtung und die Phonebox mit induktiver Ladefunktion runden die Ausstattung ab.  Auch hier gibt es eine First Edition mit dem Navigationssystem Columbus und Infotainment Online, was einen Kundenvorteil von 1.374 Euro gegenüber dem OCTAVIA iV Style ergibt.

Der Octavia iV und der Kombi fahren im WLTP-Zyklus ebenfalls mehr als 60 Kilometer lokal emissionsfrei und erzielen so sehr niedrige CO2-Emissionen von 34 bis 28 g/km nach NEFZ-Norm. Ihr Akku lässt sich an einer haushaltsüblichen Steckdose oder Wallbox laden. Mit 3,6 kW dauert es bis 80% Ladestand zweieinhalb Stunden, bis 100% eine Stunde länger.

Die Fahrleistungen? Sind subjektiv kaum schlechter als beim RS und natürlich gibt es auch beim Verbrauch kaum Differenzen. Insofern ist der RS eher als „Top-of-the-Range“-Feigenblatt zu sehen, der zwar mehr als genug Powerfür jede Alltagssituation bietet, aber viel näher am auch schon kräftigen Standard-iV liegt, als an den wilden RS-Modellen anderer Hersteller, die gen 400 PS plus tendieren – ebenso wie Teslas Model 3.

Was bedeutet das?

Für den Octavia sind die Plug-in-Hybride extrem wichtige Ergänzungen, denen wir einen erheblich höheren Marktanteil innerhalb der Octavia-Palette vorhersagen als die in Tschechien vorsichtig geplanten acht Prozent! Die geplanten 20.000 Stück für 2021 dürften bald nach oben korrigiert werden müssen, zumal auch die iV mit den typischen Octavia-Tugenden punkten: Design, Haptik und Verarbeitung eigentlich (fast) Premium, auch wenn das im VW-Konzern gerade schon gar niemand mehr hören möchte, passendes Package, narrensicheres Fahrverhalten, gute „Clever“-Ideen und das alles zu noch bezahlbaren Preisen, wenngleich wirklich günstig heute auch kein Skoda mehr ist. Genau deshalb werden die Octavia iV ihren Weg machen!

Wahrscheinlich aber nicht im Taxi-Gewerbe, denn von Skoda ist diesbezüglich überhaupt nichts mehr zu hören. Umrüstpartner INTAX weist auf seiner Homepage noch immer darauf hin, dass die Konformitäts-Problematik noch nicht gelöst ist und Taxis und Mietwagen deshalb nur nach einer Erstzulassung nachgerüstet werden können - zu sehr hohen Preisen, die man auf der Homepage auch einsehen kann.

Logobanner Liste (Views)