Die neue S-Klasse soll mehr als ein Auto sein

Die digitale Präsentation der neuen Chauffeurlimousine per Video wurde von ausführlichem Marketing-Geschwurbel begleitet.

Eine optionale Hinterachslenkung soll die S-Klasse wendiger machen. (Foto: Daimler AG)
Eine optionale Hinterachslenkung soll die S-Klasse wendiger machen. (Foto: Daimler AG)
Dietmar Fund

Die neueste Generation der S-Klasse von Mercedes-Benz erinnert mit ihrem Kühlergrill und den LED-Scheinwerfern an das „Gesicht“ des aktuellen Transporters Sprinter. Ihr Heck macht die Verwandtschaft zur jüngst aufpolierten E-Klasse deutlich. Anders als die trägt die neue S-Klasse aber immer einen Stern auf der Motorhaube. Das zeigte die digitale Präsentation der Chauffeurlimousine am 2. September 2020.

Daimlers Vorstandsvorsitzender Ola Källenius bezeichnete das neue Fahrzeug als „i-Car der Luxusklasse“ und als „smartesten Mercedes aller Zeiten“. Eine Popsängerin, ein chinesischer Unternehmer und ein erfolgreicher Kreisfahrer aus der Formel Eins schwärmten über die gute Geräuschdämmung, das super-Soundsystem und die tolle Straßenlage der neuen S-Klasse. Stark betonte der fast als Werbe-Clip durchgehende Film das „Coming-Home-Feeling“, das die Insassen überkommen soll, wenn sie Platz nehmen – auch die beiden im Fond, denn das Fahrzeug ist vorrangig als Viersitzer ausgelegt, aber als Fünfsitzer zugelassen. Sie bekommen Ableger des großen zentralen Touchscreens, der vorn die Mittelkonsole prägt, und können über die zweite Generation des Bediensystems MBUX mitreden. Der Fahrer kann ihnen auch besondere Inhalte vom Touchscreen auf ihre Bildschirme schieben.

Nüchtern betrachtet, ist das serienmäßige MBUX eine von zehn Innovationen, die der Hersteller aufführt. Ein sehr großes Head-Up-Display, das Wegweiser und Ähnliches so auf die Windschutzscheibe projiziert, dass sie in etwa in zehn Metern Entfernung zu sehen sind, ist eine zweite Innovation. Nützlich könnte auch die Aktive Ambientebeleuchtung sein, die vom Wohlfühl-Farbton in grelles Rot wechselt, wenn der Tote-Winkel-Assistent ein Auto oder vor dem Aussteigen einen herannahenden Radfahrer erkannt hat. Diese Optionen und die neue Hinterachslenkung sind allesamt Sonderausstattungen wie auch das „Digital Light“, eine Sonderfunktion der LED-Scheinwerfer, über die Fußgänger und Tiere angestrahlt und in engen Baustellen Leitlinien auf die Fahrbahn geworfen werden.

Optional ist auch der „Drive Pilot“, mit dessen Hilfe man ab Mitte 2021 in Stausituationen hochautomatisiert fahren können soll. Wie bei Tesla sollen über 50 Elektronik-Komponenten aus der Ferne und ohne Werkstattbesuch mit neuer Software aktualisiert werden können. Der Nutzer muss den Aktualisierungen immer zustimmen.

An den Start geht die neue Baureihe mit Reihensechszylinder-Benzinern und –Dieselmotoren, die prinzipiell aus dem Vorgänger übernommen und vor allem hinsichtlich der Abgas-Nachbehandlung überarbeitet wurden. Ein V8-Benziner soll bald folgen. Im nächsten Jahr soll ein Plug-in-Hybrid kommen, der bis zu 100 Kilometer weit rein elektrisch fahren können soll.

Wieviel Mietwagenunternehmer und Chauffeursdienste für die neue Limousine berappen müssen, hat Mercedes-Benz noch nicht verraten.

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