Krankenfahrten-Seminar macht Mut

Gute Argumente für Verhandlungen mit den Kassen und viele Denkanstöße lieferte das taxi heute-Seminar „Gute Ideen für Krankenfahrten“, das am 27. Juni 2014 im Berufsförderungswerk Nürnberg stattgefunden hat.
Dietmar Fund

Wenn der ab 2015 zu zahlende Mindestlohn von 8,50 Euro nicht in den Entgelten für Krankenfahrten berücksichtigt wird, verlieren Taxi- und Mietwagenunternehmer in rund der Hälfte aller Bundesländer Geld, wenn sie noch Krankenfahrten machen. Diese erschreckende topaktuelle Erkenntnis einer Studie des Deutschen Medizinrechenzentrums (DMRZ) führte auf dem taxi heute-Seminar „Gute Ideen für Krankenfahrten“ aber nicht zu einer Art Schockstarre unter den 35 angemeldeten Unternehmerinnen und Unternehmern. Vielmehr standen motivierende Elemente im Vordergrund.

Schon der erste Redner, Gerhard Wieland von der IHK für München und Oberbayern, hatte mit seinem auf langjährigen Erfahrungen fußenden Plädoyer für „Runde Tische“ die Zusammenarbeit der Unternehmer untereinander angemahnt. Der Taxiunternehmer Markus Schmid berichtete, wie er in seiner Interessengemeinschaft Taxi-Ortenau auch harte Konkurrenten zusammenschmiedete und mit ihnen Verhandlungserfolge gegenüber der AOK erzielte. Als er schilderte, wie er das angestellt hat und wie er die Gruppe mit regelmäßigen Taxi-Stammtischen zusammenhält, hätte man Stecknadeln fallen hören können.

So konzentriert wie ihm folgten die Zuhörer auch den aktuellen Informationen von Michael Müller, dem Präsidenten des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes (BZP). Er lenkte wegen des Mindestlohns den Blick eindringlich auf eine klare Kostenrechnung, die auch Rüst- und Wartezeiten vor und nach der eigentlichen Krankenfahrt berücksichtigt. Müller empfahl außerdem, sich neue Einsatzgebiete zu suchen, beispielsweise als Partner im öffentlichen Nahverkehr ländlicher Regionen. Chancen sieht er auch in der zunehmend verlangten Inklusion sozial benachteiligter und gehandicapter Menschen ins soziale Leben.

Nach einem kurzen Beitrag von Boris Zagrebelsky und René Gelin vom Deutschen Medizinrechenzentrum (DMRZ) rechnete Abrechnungsunternehmerin Gisela Spitzlei, die seit langem Vorsitzende des Ausschusses Krankenfahrten im BZP ist, den Zuhörern vor, dass sie einen großen Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen leisteten und sich mit ihren guten Dienstleistungen vor den Kassen nicht zu ducken brauchen. Sie riet den Unternehmern nachdrücklich dazu, die eigenen Leistungen in der Öffentlichkeit stärker publik zu machen.

Udo Steinmeier von der Trapeze Group Deutschland schließlich skizzierte, wie größere Unternehmen auf dem Lande als Ersatz für den ausgedünnten ÖPNV verschiedene Verkehre mit Hilfe von Software bündeln und effektiv organisieren könnten. Nach jedem Vortrag nutzten die Zuhörer ausgiebig die Gelegenheit, den Referenten Fragen zu stellen.

Eine gute Abrundung waren die Gespräche mit drei Fahrzeug-Anbietern, die bei strahlendem Sonnenschein vor dem Tagungsraum zum Teil sehr spezielle Fahrzeuge erläuterten. Bei Auto-Fiegl stand außer einem ganz normalen Transporter der Reihe Ford Tourneo Custom ein für den Rollstuhltransport mit einer Heckabsenkung versehener Ford Grand Tourneo Connect. Bei ihm und an einem nur fünfsitzigen Umbau des Mercedes-Benz Citan Maxi von MobiTEC ließen sich viele Teilnehmer die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten erläutern.

Der Umrüster Wolf hatte gleich drei spezielle Transporter von Fiat mitgebracht. Der einfachste war der Kasten-Kombi Doblò Maxi mit Hochdach und seitlich wegklappbarer Rollstuhlrampe. Eine Variante desselben Basisfahrzeugs mit Fahrtrage und Auffahrschienen für einen Tragestuhl stand daneben. Ein Ducato mit Hecklift und Stehhöhe im Innern komplettierte das Trio.

Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung bringt taxi heute 8-9/2014, das Ende August erscheint.

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