Akkus lassen Versicherungsprämien von E-Autos steigen

Da die meisten Akkus immer noch nicht günstig repariert werden können, schlägt das auf die Versicherungsprämien durch.

Verklebte Akkuzellen lassen das Model Y in der Versicherung sehr teuer werden. Sie gelten als nicht reparabel. | Foto: G. Soller
Verklebte Akkuzellen lassen das Model Y in der Versicherung sehr teuer werden. Sie gelten als nicht reparabel. | Foto: G. Soller
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Die größte Last des E-Autos bleit der Akku: Nicht nur bei Herstellung und Gewicht, sondern auch bei einem Unfall: Obwohl man die Flanken um den Akku herum mittlerweile massiv verstärkt hat, genügen harmlose Aufsetzer oder Seitencrashs für einen Totalschaden. Tatsächlich müssen in einem solchen Fall viele Elektroautos verschrottet werden, weil auch nur leicht beschädigte Akkus (noch) nicht repariert werden können – respektive eine solche Reparatur schnell ins fünfstellige geht.

Die Akkus kosten mehrere tausend bis mehr als zehntausend Euro und machen je nach Modell bis zu 50 Prozent des Gesamtwerts eines Fahrzeugs aus. Weshalb ein Akkutausch völlig unwirtschaftlich wäre und in vielen Fällen nur sehr aufwändig möglich ist. Was uns bei einem Life-Zelltausch eines Porsche Taycan demonstriert wurde. Woraus Porsche bereits erste Konsequenzen zog und die Reparierbarkeit des Akkus und dessen Tausch bei den Folgemodellen perspektivisch „viel einfacher und kostengünstiger“ gestalten möchte – zumindest was die arbeits- und Richtzeiten angeht. Auch Ford und GM haben die Reparaturfähigkeit mittlerweile verbessert, bei Nio kann man den Akku, so er unbeschädigt ist, auch tauschen. Was vor allem bei älteren Gebrauchten mit hohen Laufleitungen attraktiv ist.

Cell to pack: Gut für die Produktion, aber kaum noch reparabel

Diese Wertvernichtung zwingt Versicherungen zu höheren Prämien und lässt Zweifel an der Nachhaltigkeit der Elektromobilität aufkommen. Weshalb die Autohersteller gefordert sind, die Reparier- und Recyclingfähigkeit der Akkus zu optimieren. Was bei Tesla gar nicht zu funktionieren scheint: Sandy Munro, Chef des in Michigan beheimateten Unternehmens Munro & Associates, das Fahrzeuge abschleppt und Autohersteller berät, stellt hier vor allem Tesla an den Pranger: Der Akku des Model Y wurde als „nicht reparabel“ eingestuft, denn die neuen, größeren 4680er-Zellen im Model Y sind verklebt und der Trend zu karosserieintegrierten Cell-to-Pack senkt zwar die Herstellkosten, verringert aber auch die Reparier- und Recyclingfähigkeit der Batterie. Munro erklärt deshalb:

„Ein Tesla Struktur-Batteriepack geht daher direkt in den Shredder."

Fakt ist: Immer mehr Fahrzeuge mit wenigen Kilometern werden daher selbst nach kleinen Unfällen abgeschrieben. Tesla selbst will habe nach Aussagen von CEO Elon Musk bisher keine Probleme mit Versicherern von Tesla-Fahrzeugen bemerkt. Musk hat in einem Interview im Januar aber angemerkt, dass „Versicherungsprämien in manchen Fällen unverhältnismäßig hoch“ wären. Deshalb bietet Tesla in den USA auch eigene Versicherungsprodukte an. Die Prämien könnten aber sogar noch weiter steigen, wenn Tesla und andere Hersteller von Elektroautos ihre Batterien nicht leichter reparierbar machen und Dritten den Zugang zu den Batteriedaten weiterhin verwehren.

Teslas Model Y Long Range kostet tatsächlich extrem viel Versicherung!

Wir haben nachrecherchiert und entsetzt festgestellt: In der Versicherung liegt das Model Y Long Range in unserem Rechenbeispiel bei HUK 24 rund 3 Prozent über dem ohnehin sehr teuren BMW i7, gut 28 Prozent über dem Porsche Taycan Turbo S und fast 34 Prozent über dem Kia EV6 GT – allesamt keine Autos von Traurigkeit.

Gerade die historischen Batteriedaten sind kritisch für die Diagnostik und die Analyse der Reparier- und Reuse-Fähigkeit. Versicherer, Leasinggesellschaften und Werkstätten kämpfen daher mit den Autoherstellern um den Zugang zu diesen Daten. Die neue europäische Batterieverordnung soll dieses Problem in den Griff kriegen oder zumindest abschwächen.

Wie das Forum Elektroauto-News berichtete, erklärt Christoph Lauterwasser, Managing Director des Allianz Center for Technology, einem Forschungsinstitut der Versicherungsgesellschaft Allianz:

„Die Zahl der Fälle wird steigen, das Handling der Batterien ist also ein kritischer Punkt.“

Da die Stromer wegen der Batterieproduktion ohnehin schon mit einem „schlechten“ CO2-Rucksack gegenüber den Verbrennern starten, würde der bei einem Unfall nie abgetragen. Lauterwasser ergänzt:

„Wird ein solches Fahrzeug mit wenigen Kilometern verschrottet, gehen so ziemlich alle Vorteile hinsichtlich des CO2-Fußabdrucks verloren.“

In vielen Fällen scheuen die Versicherer das Risiko aber sogar, wenn Batterien repariert und wieder in Fahrzeuge verbaut werden. Passiert danach etwas, könnte das langwierige Gerichtsverfahren nach sich ziehen.

 

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