Elektrotaxis: Hankooks erster Winterreifen speziell für Stromer

Nach den Formel E- und Sommerreifen erweitert Hankook die iON-Familie für Elektrofahrzeuge um Winterreifen.

Kreativ: Die Präsentation in den Eiswelten des Hintertuxer Gletschers. | Foto: G. Soller
Kreativ: Die Präsentation in den Eiswelten des Hintertuxer Gletschers. | Foto: G. Soller
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Für den iON hat Hankook ein ganz großes Fass aufgemacht: Die offizielle Europapremiere fand in Tirol statt – und startete in den Glitzerwelten von Swarowski, wo Sanghoon Lee, Präsident von Hankook Tire Europe mit Formel-E-CEO Jamie Reigle die neue Reifenpartnerschaft für die nächsten Seasons bekannt gab.

Bei den Serienreifen nutzte man den ersten Schnee auf den Bergen, um anschließend auf oder besser unter respektive im Gletscher den neuen Hankook iON Winter zu präsentieren. Womit er das dritte respektive vierte Mitglied der iON-Familie ist, denn: Neben dem Formel-E-Pneu gibt es auch den Sommerreifen Hankook iON evo und für den nordamerikanischen Markt kommt der iON als Ganzjahresreifen und heißt dann Hankook  iON evo AS.

Erfahrungen mit SUV-Reifen halfen

„Entwicklungshilfe“ gaben laut Andreas Pürschel, Manager des Perfomance Evaluation Teams, ursprünglich die Reifen für SUV, die für hohe Gewichte, Geschwindigkeiten und Scherpunkte ausgelegt sind. Letzterer wandere bei Stromern wegen der Akkus massiv nach unten, was die Entwicklung vereinfache. Grundsätzlich ginge es aber auch beim iON um einen reduzierten Rollwiderstand, ein besonders geräuscharmes Abrollverhalten und eine hohe Belastbarkeit. Punkte, die vor allem dem geforderten Grip entgegenlaufen. Zumal auch noch die unmittelbar einsetzenden, hohen Drehmomente von leistungsstarken Elektrofahrzeugen berücksichtigt werden wollen. Ganz abgesehen von der nötigen höheren Traglast.

Auftritt Massimo Cialone, seines Zeichens Chief Material Specialist, der zur Veranschaulichung zwei Gummibälle mitbrachte: Gleich schwer, gleich groß, der eine ein bisschen rauer als der andere – beide lässt er zu Boden fallen und siehe da: Während der eine zurückspringt, bleibt der andere fast plump am Boden liegen. So steif und doch griffig kann man Gummi auslegen. Womit Cialone direkt überleitet zur speziell entwickelten Laufflächenmischung, die einen möglichst niedrigen Rollwiderstand ohne Einbußen bei der Performance auf nassen und schneebedeckten Straßen bieten muss.

Pflanzliche Öle verbessern nicht nur die CO2-Bilanz

Ein Trick, das zu erreichen, besteht laut Cialone darin, pflanzliche Öle zu verwenden, um auch bei niedrigen Temperaturen den notwendigen Grip zu erreichen. Die besondere Flexibilität erlaube einerseits eine Anpassung an die Straßenoberfläche und minimiert andererseits die Bewegung im Profil – was er mit den Bällen anschaulich darstellte. Nicht ganz einfach sei es aber laut Cialone, all diese Materialien perfekt zu vermischen.

Ein ganz großes Thema ist laut Pürschel aber auch das Abrollgeräusch, das bei Winterreifen wegen des größeren Leerraums zwischen den Profilblöcken eine besondere Herausforderung sei. Hier reduziere das neue Laufflächendesign dank einer aktiven Führung und Reduzierung der Schallwellen die Lärmemissionen spürbar. Und auch die Aerodynamik spiele laut Pürschel eine viel wichtigere Rolle, weshalb man die Flanken entsprechend gestalte – ohne groß hervorstehende Beschriftungen im oberen Bereich. So lassen sich zusätzliche Luftverwirbelungen vermeiden. Auch das Reifenprofil ist so gestaltet, dass der Luftwiderstand reduziert wird. Gleichzeitig wirken sich auch diese Maßnahmen positiv auf eine möglichst geringe Geräuschentwicklung aus.

Und weil man schon am Reduzieren sei, habe man aus dem Laufstreifen, der das Hauptgewicht der Reifen ausmacht, auch gleich noch bis zu ein Kilo Material herausgenommen, um die ungefederten Massen und das Gewicht zu reduzieren – ein sehr heikles Thema beim schweren E-Auto mit meist riesigen Rädern.

Ein extra Layer reduziert die Geräuschentwicklung

Trotzdem solle der Fahrkomfort laut Pürschel nicht zu kurz kommen, weshalb man eine spezielle Verteilung der Blöcke entlang des Profils nutzte. Hier darf es auf keinen Fall Symmetrien geben, die für laute Geräusche sorgen können. Dazu integrierte man laut Cialone die Sound Absorber-Technologie von Hankook, ein ebenfalls nicht ganz simpler spezieller Layer im Reifen, der die Geräusche reduziert und natürlich ebenfalls größte Sorgfalt beim Mischen erfordert.

Mit dem spezifischen Profil soll sich auch das Geräuschniveau im Innenraum spürbar respektive hörbar senken lassen: Tatsächlich fiel keiner der vielen Testwagen, die Hankook auffuhr, je mit auffälligen Abrollgeräuschen auf – wobei wir hier für qualifizierte Aussagen weder Messequipment noch genug Vergleichsmöglichkeiten zu Produkten der Marktbegleiter hatten.

Anschließend ging Cialone erneut auf die neue Laufflächen-Mischung ein, die durch hohe Dauerhaltbarkeit und eine sehr gute Abrieb-Resistenz punkten soll. Er erinnerte an den kaum springenden, kleinen, fast schon massiven Gummiball und stieg noch etwas tiefer ein: Ein hoher Silica-Anteil sorge auf Mikro-Ebene für Grip auf nasser Fahrbahn, indem er der Bildung eines gefährlichen Wasserfilms zwischen Fahrbahn und Reifen entgegenwirke.

 

Der Hankook iON Winter wird ab Marktstart in Größen zwischen 18 und 22 Zoll angeboten. Als Sommerreifen ist der Hankook iON evo bereits erhältlich, in der Formel E startet er zur nächsten Saison. Weitere spezifische Produkt-Varianten sind in Vorbereitung.

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