Thema des Monats: Was läuft in München schief?

Das Münchner Taxigewerbe kommt derzeit aus den negativen Schlagzeilen nicht mehr heraus: Zuerst durchsuchten Zollbeamte am 21. Juli die Geschäftsräume der Taxi München eG, Deutschlands größter Taxizentrale, wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung, wenige Tage später wurde das Senior-Ehepaar des ehemals größten Taxiunternehmens zu 24 bzw. 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Redaktion (allg.)

Den Durchsuchungen bei der Taxi München eG vorausgegangen waren laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) Vorwürfe des Vorstandsmitglieds Carmen Roithmeier. Diese hatte auf der Jahreshauptversammlung Anfang Juli einen „begründeten Anfangsverdacht auf Sozialversicherungsbetrug“ geäußert und dem jetzigen Vorstand Hans Meißner unterstellt, Mithilfe bei der Steuerhinterziehung geleistet und Firmengelder veruntreut zu haben. Laut SZ sei Frau Roithmeier, die im Jahr 2004 von den Genossen in den dreiköpfigen Vorstand gewählt wurde, bei internen Recherchen auf dubiose Praktiken in der Personalbuchhaltung gestoßen. Demnach sollen mehrere so genannte „Geisterfahrer“ auf 400-Euro-Basis angestellt gewesen sein, obwohl diese de facto nicht in der Zentrale arbeiteten. Das Gehalt dieser Pseudoangestellten hätten tatsächlich arbeitende Minijob-Kollegen erhalten, die „ihr Gehalt ein wenig an der Steuer vorbei aufdoppeln wollten“. Eine Person sei sogar noch Monate nach ihrem Tod bezahlt worden. Erst als die AOK nachgefragt habe, warum man für einen Toten Beiträge zahle, habe man den „Fehler“ behoben, führt die SZ weiter aus. Carmen Roithmeier, die diese Praktiken nicht habe mittragen wollen, habe deshalb eine Sonderprüfung durch den Genossenschaftsverband beantragt und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Zwischenzeitlich ist Frau Roithmeier auf Antrag des Geschäftsführers Hans Meißner vom neunköpfigen Aufsichtsrat beurlaubt worden. Allerdings seien mehrere der Unterzeichner des Misstrauensvotums zur Unterschrift genötigt worden, berichten Opponenten gegenüber der SZ. Hans Meißner selbst, der ja neben seiner Funktion als Vorstand der Taxi München eG auch noch Vorsitzender des bayerischen Landesverbandes der Taxi- und Mietwagenunternehmer und Präsident des Bundesverbandes BZP ist, weist die Vorwürfe gegenüber der SZ als „haltlos“ zurück und vermutet ein „Attentat“ auf die Genossenschaft. Dahinter stünden Machtgelüste der Vorstandskollegin. Wie ein Sprecher der zuständigen Münchner Staatsanwaltschaft gegenüber taxi heute mitteilte, seien bisher zwar kleinere Unregelmäßigkeiten entdeckt worden, doch halte man die erhobenen Vorwürfe für „aufgebauscht“. Derzeit würden die beschlagnahmten Unterlagen ausgewertet. Ein Ergebnis wird nicht vor September erwartet. Währenddessen wurde nach dem Juniorchef jetzt auch das Senior-Ehepaar des ehemaligen größten Münchner Taxiunternehmers rechtskräftig verurteilt. Vor gut einem Jahr hatten Zoll- und Steuerfahnder die Geschäftsräume des Taxiunternehmens durchsucht und dabei Unterlagen und Computer beschlagnahmt. Im Januar wurde der Sohn wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuens von Arbeitsentgelt zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Obwohl der Junior, der seit 1995 die Geschäfte von den Eltern übernommen hatte, alle Schuld auf sich nahm, mussten sich auch die beiden „Senioren“ vor Gericht verantworten. Der Vater wurde Ende Juli wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren, seine Frau wegen Beihilfe zur Tat zu 22 Monaten Haft verurteilt. Gegen eine Zahlung von 15.000 Euro wurden beide Strafen auf Bewährung ausgesetzt.

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