Glückstädter Kreis plädiert für einheitlichen Taxi-Bundesverband

In der ehemaligen Festungsstadt Glückstadt sprachen sich knapp drei Dutzend norddeutsche Vertreter von Taxizentralen und Landesverbänden für einen einheitlichen Taxi-Bundesverband aus. Unklar blieb, wie die Mauern zwischen BVTM und TMV eingerissen werden könnten.

BVTM-Vizepräsident Hermann Waldner (vorne, 2.v.l.) trat mit seinem Vortrag dafür ein, die beiden Bundesverbände wieder zusammenzuführen, aber konkrete Vorschläge dafür hatte er erklärtermaßen nicht mitgebracht. (Foto: Dietmar Fund)
BVTM-Vizepräsident Hermann Waldner (vorne, 2.v.l.) trat mit seinem Vortrag dafür ein, die beiden Bundesverbände wieder zusammenzuführen, aber konkrete Vorschläge dafür hatte er erklärtermaßen nicht mitgebracht. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Wie kann man eine einheitliche gemeinsame bundesweite Gewerbepolitik erreichen? Mit dieser vorsichtig formulierten Fragestellung von Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM), begann die Tagung des „Glückstädter Kreises“ am 27./28. Februar 2023. Nach langer Corona-Pause fanden sich 30 Vertreter und 4 Vertreterinnen norddeutscher Taxizentralen und Landesverbände wieder am Ursprungsort des Gedankenaustauschs ein, der heute Hotel Anno 1617 heißt.

„In meinen acht Jahren als BVTM-Vizepräsident habe ich sehr hautnah die bedauerliche Spaltung und das Zerwürfnis erlebt“, erklärte Waldner. „Bis heute habe ich noch keine inhaltlich gravierenden Unterschiede zwischen beiden Bundesverbänden erkannt. Ich kann mir die Spaltung nur mit persönlichen Differenzen und Eitelkeiten erklären.“ Nachdem einige der „Spalter“ inzwischen nicht mehr aktiv seien, könne man die Dinge vielleicht sachlicher betrachten. Es gebe ja auch den Mitglieder-Beschluss, etwas für ein Zusammengehen zu unternehmen.

Durch die Spaltung arbeite man nicht nur mit halber Kraft, sondern mit einem Viertel, weil sich ja auch die Fördergelder von Mercedes-Benz und Volkswagen drastisch reduziert hätten. Viele Dinge wie die früher eingesetzte Strategieberatung seien nicht mehr möglich, weil eingespart werden müsse. Die Probleme seien aber geblieben. „Die Industriepartner verstehen die Spaltung nicht“, ergänzte Thomas Sell, der sich Ende 2022 als Branchen-Ansprechpartner der Deutschen Telekom in die Selbstständigkeit verabschiedet hat. „Die beiden Bundesverbände sollten einen Ausschuss bilden, um die Power für die gesamte Branche zu bündeln.“

Von Seite des BVTM seien die Tore für einen Dialog weit offen, erklärte Waldner. Wolfgang Pettau, im „abtrünnigen“ Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) organisierter Geschäftsführer der Hannoveraner Taxizentrale Hallo Taxi 3811 GmbH, bezeichnete unterschiedliche Interessen der Unternehmer in den Städten und auf dem Land als Auslöser der Trennung. Die politisch angestrebten Vorbestellfristen für Mietwagen sowie unabgestimmte Personalentscheidungen nannte er als weitere Trennungsgründe. Auch er fände es wichtig, mit einer Stimme zu sprechen, sagte Pettau. Allerdings seien Einige immer noch dabei, die damals zur Spaltung beigetragen hätten. Namen wollten weder Waldner noch Pettau nennen.

„Wichtig ist es, gegenüber der Politik die Gewerbeinteressen einheitlich zu vertreten, denn das Schlimmste für die Politik ist immer, wenn sich ein Gewerbe einig ist“, erklärte Hermann Waldner. „Nun sind wir gegenüber der Politik geschwächt, und das stört mich. Dabei wollen wir doch alle, dass sich die illegalen Betriebe weder im den Städten noch auf dem Land verbreiten können.“ Nachdem Waldner gesagt hatte, es seien auf beiden Seiten Fehler gemacht worden, trat auch BVTM-Geschäftsführer Michael Oppermann vehement dafür ein, mit einer Stimme zu sprechen, sonst brauche man sich nicht zu wundern, wenn das Gewerbe nicht mehr gehört werde.

„Politisch macht es ganz viel Sinn, mit einer Stimme zu sprechen und nicht mit zweieinhalb“, erklärte Oppermann und bezog damit den kürzlich wieder aus der Versenkung aufgetauchten Taxiverband Deutschland (TVD) mit ein. BVTM und TMV sollten sich absprechen, um über die Jahre wieder zusammenzuwachsen.

Das entsprach denn auch dem einhelligen Meinungsbild der Versammlung, auch wenn die formal nicht so weit ging, dazu eine Resolution zu formulieren und zu verabschieden. Dass vor allem in Niedersachsen noch Vorbehalte herrschen, konnte man aus der Äußerung Wolfgang Pettaus ablesen, wenn die beiden Verbände zusammengingen, dann dürften sie das nicht in der Form tun, dass der eine in den anderen eintrete oder umgekehrt.

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