Taxi-Test: Tesla-Smartphone auf Rädern stürzte ab

Der Tesla-Taxi-Testwagen fuhr nach knapp zwei Tagen im Parkhaus am Münchner Flughafen seine Systeme nicht hoch. Nur das Fahren funktionierte noch.
Die Technik des schnittigen Elektrotaxis zickte zwischendurch. (Foto: Dietmar Fund)
Die Technik des schnittigen Elektrotaxis zickte zwischendurch. (Foto: Dietmar Fund)
Dietmar Fund

Auch Tesla-Freunde bezeichnen das amerikanische Elektrofahrzeug scherzhaft-wohlwollend als „Smartphone auf Rädern“. Dass das einen ernsten Hintergrund haben könnte, bemerkte taxi heute am Systemabsturz des Tesla-Taxis, das der Redaktion für gut eineinhalb Wochen zum Test zur Verfügung gestellt wurde.

Nach knapp zwei Tagen im Parkhaus des Münchner Flughafens öffnete das Tesla-Taxi am Abend des 11. April 2018 bei der Annäherung des Fahrers wie gewohnt über die Keyless-Go-Funktion. Als er wie üblich auf das Bremspedal trat und die Fahrstufe D einlegen wollte, blieb der zentrale Bildschirm schwarz und es erschien die Meldung, die Systeme würden hochgefahren und man möge bitte die Bremse betätigen, wenn diese Anzeige erlösche. Als sich nach ein paar Minuten nichts getan hatte, konnte die Fahrstufe D eingelegt werden und das Fahrzeug fuhr ganz normal mit voller Servounterstützung los und verzögerte wie gewohnt.

Draußen fiel gleich auf, dass kein Tagfahrlicht brannte. Erst bei eintretender Dämmerung schaltete die Lichtautomatik das Abblendlicht an und auch das Fernlicht funktionierte. Der Tacho hingegen zeigte die Geschwindigkeit viel zu niedrig an, gefühlt etwa in Meilen und nicht wie angezeigt in km/h. Die Blinker wurden im Display angezeigt und funktionierten genauso wie die Bremsleuchten, nur das Blinkgeräusch, das offenbar über die Radiolautsprecher erzeugt wird, blieb stumm. Wie unübersichtlich die Stufenhecklimousine beim Zurückstoßen ist, wenn man nicht über die tolle Rückfahrkamera verfügen kann, zeigte sich auch.

Nach einem Stop und dem Ver- und Entriegeln des Fahrzeugs änderte sich an alledem nichts. Den Kilometerstand zeigte das Fahrzeug nicht mehr an, nur die Uhr und den Ladezustand der Fahrbatterien. Ein Stromanschluss am Supercharger im rund 70 Kilometer entfernten Autohof Frixing brachte auch keine Änderung. Mangels schriftlicher Bedienungsanleitung ließ sich nirgends nachlesen, was in einem solchen Fall zu tun ist.

Erst der Tesla fahrende Taxiunternehmer Andreas Krone aus Brandenburg, der solche Erfahrungen auch schon gemacht hat, wusste die Lösung: Man muss die beiden Einstellrädchen am Lenkrad längere Zeit zusammen drücken, dann stellt sich das System automatisch zurück, macht also wie beim PC einen Reset. Das klappte dann auch gleich gut und es erschien eine Nachricht, dass ein Software-Update vorliegt. Da es 1,5 Stunden dauern sollte, während der man das Fahrzeug nicht fahren kann, konnte man auswählen, zu welcher Zeit es vorgenommen werden soll.

Nach Auskunft des Tesla-Service in Feldkirchen bei München war es bei früheren Taxi-Einbauten, die noch nicht von INTAX kamen, hin und wieder zu solchen Störungen gekommen. Der Reset über die beiden Einstellrädchen am Lenkrad sei ein probates Mittel, um alles wieder einzurichten. Von Tesla gebe es kein gedrucktes Handbuch, sondern nur ein elektronisches, das man über den Bildschirm aufrufen kann – schlecht, wenn der dann schwarz ist.

Während der bisherigen Fahrten ist bereits eine umfangreiche Bildergalerie zum Tesla-Testwagen-Taxi entstanden, die Sie auf www.taxi-heute.de finden.

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