Digital wird vieles effizienter

Dank neuer All-in-one-Geräte und neuer Software kann Taxi Moßmann Taxi- und Schulbus-Fahrten viel effektiver organisieren als zuvor per Betriebsfunk.

Disponentin Desirée Watter hat immer drei Bildschirme im Blick. Auf dem mittleren gibt sie neue Fahraufträge ein und ergänzt die Stammdaten der Anrufenden. Bild: Dietmar Fund
Disponentin Desirée Watter hat immer drei Bildschirme im Blick. Auf dem mittleren gibt sie neue Fahraufträge ein und ergänzt die Stammdaten der Anrufenden. Bild: Dietmar Fund
Dietmar Fund
Dispo-Software

Bernhard Grimm hat seinen Betrieb Taxi Moßmann in Lahr bis zur Corona-Krise stetig ausgebaut, seit er das 1980 von seinem Stiefvater Bruno Moßmann gegründete Taxi- und Mietwagenunternehmen 1990 übernommen hat. Durch Zukäufe von sechs Taxiunternehmen wuchs sein Fuhrpark auf 21 Taxis, zwei Mietwagen und fünf Kleinbusse für Schülerfahrten an. Aktuell gibt es keine Mietwagen mehr und nur noch zwei neunsitzige Schulbusse. Gesteuert wurden die Fahrzeuge früher per Betriebsfunk, was der Disposition Einiges abverlangte. Deshalb investierte Grimm in neue All-in-One-Geräte des Typs Force One von Digitax und vor rund eineinhalb Jahren in die Software TARIS von MPC Software, von der er fast alle Bausteine nutzt. Beides zusammen kostete ihn mehr als 100.000 Euro.

Software machte in der Corona-Krise flexibler

„Das war das Beste, was uns passieren konnte“, bilanziert Dudu Yilmazer. Sie ist laut Bernhard Grimm das „Mädchen für alles“ im Büro in der Lahrer Innenstadt. „Die Corona-Krise mit ihren ständigen Änderungen bei den Schülerfahrten hätten wir ohne die Umstellung nicht gemeistert. Für die Steuerung von bis zu 18 Fahrerinnen und Fahrern pro Schicht mit diesen Mitteln, die viel Erfahrung erfordert, haben wir am Schluss fast keine Disponenten mehr bekommen.“

Yilmazer ist eine von fünf Personen, die wie Bernhard Grimm, sein Kompagnon Günther Seiffert, dessen Sohn sowie ein IT-Mitarbeiter vollen Zugriff auf die Software hat. Was die kann, wird am Arbeitsplatz der Disponentin Desirée Watter sichtbar. Sie sitzt mit ihrem Headset vor drei Bildschirmen. Auf dem linken werden alle vorbestellten Fahrten festgehalten. Der mittlere direkt vor ihr ist der Arbeitsbildschirm mit der Eingabemaske für neue Aufträge. Rechts zeigt eine Karte an, wo die Fahrzeuge der aktuellen Schicht gerade sind, ob sie frei oder belegt sind oder ihre Fahrer gerade Kasse machen. Vor der Tastatur liegen handschriftliche Aufzeichnungen, die heute höchstens noch ein Back-up sind, früher aber mal die Welt waren.

Bei Anrufen geben die zwei Disponenten und vier Disponentinnen während der drei Schichten rund um die Uhr gleich den Namen des Anrufenden ein und bekommen bei Stammkunden die bereits vorhandenen Stammdaten angezeigt. Während des Gesprächs legen sie neue Daten an, damit sie dem Fahrer oder der Fahrerin zusammen mit dem Fahrauftrag möglichst viele Informationen auf das Display ihres All-in-one-Geräts im Taxi schicken können. Es dient nicht nur als Taxameter, das alle fiskalisch notwendigen Daten liefert, sondern auch als Navi. Mit dem weichen Kopf des Firmen-Kugelschreibers können der im Fahrauftrag angegebene Abholort und das Ziel ins Navi übernommen werden. Die mögliche Telefonfunktion nutzt Taxi Moßmann nicht.

Während der Fahrt erscheint das besetzte Fahrzeug auf der Karte in Rot. Wenn am Ende der Fahrt auf „Kasse“ gedrückt wird, wird es grün und damit als frei angezeigt. „Jetzt wissen wir immer, wo die Fahrzeuge gerade sind, und keiner kann uns mehr erzählen, dass er gerade im Stau steht, während er in Wirklichkeit auf dem Autobahn-Rastplatz pausiert“, erzählt Bernhard Grimm. Er sieht sich zwar als Praktiker und hat mit Büroarbeit „nicht viel am Hut“, aber an seinem vollwertigen zweiten Dispo-Arbeitsplatz kann er sich jederzeit die Schichtzettel anzeigen lassen. Anhand von ihnen kann er prüfen, welche Fahrten seine Fahrer und Fahrerinnen innerhalb eines einstellbaren Zeitfensters unternommen haben und wie hoch dabei der für den Ertrag so wichtige Besetztanteil und der Umsatz pro Besetztkilometer gewesen sind. Sein „Mädchen für alles“ erstellt täglich die Schichtzettel des Fahrpersonals über das System und rechnet darüber auch elektronisch mit den Krankenkassen ab. Damit spart sich das Unternehmen den Betrag, den Abrechnungsdienstleister dafür verlangen. Das war auch ein Faktor, der Bernhard Grimm bei der Suche nach einer geeigneten Software wichtig war. Außerdem wollte er nicht, dass die Fahrer den vom Taxameter angezeigten Betrag noch in ein Smartphone eintippen müssen, weil das eine Fehlerquelle ist. Eine Mittlerrolle bei der Auswahl nahm auch Torsten Poreda ein, einer der beiden Geschäftsführer des deutschen Digitax-Vertreters Taxitech Handelsgesellschaft mbH in Hamburg. Er habe ihm gesagt, das System von MPC Software „könne was“. Heute sieht sich der Unternehmer für die Zukunft gerüstet. „Den Umstieg hätte ich schon fünf Jahre früher machen sollen“, sagt er rückblickend. Als nächstes möchte Grimm noch eine Taxi-Moßmann-App anbieten.

Obwohl die von ihm eigenhändig renovierte Taxizentrale mitten in der Innenstadt recht eng ist, möchten er und sein Kompagnon dort weiter eingemietet bleiben. Dorthin kommen in normalen Zeiten häufig Stammkunden, stellen ihre Einkäufe ab, gehen noch zum Kaffeeklatsch und gönnen sich nach ihren Einkäufen ein Taxi für die Heimfahrt. Das Büro mit zwei Arbeitsplätzen am Werkstatt-Standort im Vorort Mietersheim, der Grimm gehört, möchte er nach Möglichkeit elektronisch besser an die Zentrale anbinden. Von dort aus wird gerade die ganze Verwaltungsarbeit erledigt.

Drei Partner teilen sich ein Werkstattgebäude

Die ehemalige Halle einer Dreherei mit einer Fläche von 750 Quadratmetern teilt sich Taxi Moßmann mit Thomas Reimann, der seit 20 Jahren im Nebenerwerb Fahrzeuge aufbereitet, und mit dem Kfz-Meister Patrick Hertel. Reimann reinigt regelmäßig auch die Taxis und Kleinbusse, der VW-Spezialist Hertel unterstützt Bernhard Grimm bei Arbeiten an seinen Caddy Maxi, Passat und T4/5. Die sechs Hebebühnen teilen sich die drei ebenso wie den Raum, wenn man dort wieder spontane Feste mit viel Musik feiern darf. df

Ein Spezialist für Rollstuhltaxis

Nach ersten „Sondierungen“ 2004 hat Taxi Moßmann nach einem Modellwechsel beim VW Caddy 2005 die ersten Rollstuhltaxis mit Heckeinstieg angeschafft. Heute hat der Betrieb sieben Caddy Maxi 4, die häufig auch für privat bezahlte Fahrten zu Hochzeiten und anderen Feiern gebucht werden. Nach ersten Umbauten von AMF-Bruns und Zawatzky stieg Bernhard Grimm auf Schöttler um, der schon früh einen breiteren Ausschnitt anbot. Bei Sonderwünschen zum Beispiel bezüglich der Beleuchtung und der Haltegriffe sei er sehr flexibel, sagt Grimm. Klaus Schöttler baue auch schon mal etwas ein, schicke ihm dann Fotos und warte ab, ob er das so haben wolle.

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Seite 18 bis 19 | Rubrik Unternehmensführung
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