BASt: Bei dynamischen Mobilitätsdaten sind noch viele Fragen offen
Eigentlich sollten sich Taxi- und Mietwagenunternehmer und -unternehmerinnen schon seit Jahresbeginn beim Mobilitäts Daten Markplatz (MDM) registrieren und dort statische Daten ihrer Betriebe abliefern. Diese Plattform hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) eingerichtet, damit nach der seit 2021 im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) verankerten Mobilitätsdatenverordnung außer statischen auch dynamische Mobilitätsdaten erfasst werden. Seit dem 1. Juli 2022 ist die neue Plattform Mobilithek online, die bis März 2023 schrittweise den MDM als „Nationalen Zugangspunkt“ ablöst. Über sie informierte ein Online-Seminar der BASt am 22. Juni 2022.
Für Unternehmen, die ihre statischen Daten schon im MDM eingegeben haben, hatte Peter Lubrich von der BASt einen wichtigen Tipp: Registrierte Nutzer des MDM sollten sich nicht für die Mobilithek registrieren, sondern erst eine E-Mail abwarten, die jeder Nutzer bekomme. Mit ihr werde man gefragt, ob man mit der Migration seiner Daten vom MDM in die Mobilithek einverstanden sei. Klicke man mit „Ja“, würden die Daten migriert und man müsse sich nicht mehr eigens in der Mobilithek registrieren.
Neulinge sollten gleich zur Mobilithek gehen
Für Taxi- und Mietwagenbetriebe, die mit den statischen Daten „noch hinterherhängen“, weil die Abgabepflicht nicht bußgeldbewehrt ist, hatte der Referent einen weiteren wichtigen Tipp: „Ein komplett neuer Datengeber solle besser gleich auf die neue Plattform Mobilithek gehen.“ Taxi- und Mietwagenbetriebe zählen dabei als „Datengeber“. Die Mobilithek als Mittler soll die Daten „Datennehmern“ zugänglich machen, die auf deren Basis digitale neue Mobilitätsangebote entwickeln möchten.
Die Online-Veranstaltung ging nicht speziell auf die Natur der dynamischen Daten ein, die ab Juli eingestellt werden sollten. Lubrich schilderte auf der Basis der bis dahin nur als Demo-Version vorhandenen Mobilithek, wie man die auch dafür nötigen „Metadaten“ eingibt, die die Qualität der anschließend angelieferten Daten beschreiben. Man könne sich hier zuvor bei der Eingabe statischer Daten Schritt für Schritt durch Pull-Down-Menüs klicken, bekomme Hinweise zum Ausfüllen und erfahre zum Schluss, ob man alle Pflichtfelder ordentlich ausgefüllt habe und ob die Eingaben alle hinterlegten Logiken erfüllten. Ein Benutzerhandbuch als pdf-Datei ähnlich wie beim MDM werde es bei der Mobilithek nicht mehr geben. Unterstützung für die Nutzer der neuen Plattform solle eine Hilfe-Seite bieten.
Weil im Vorfeld viele Fragen zur Mobilitätsdatenverordnung im Zusammenhang mit dem PBefG aufgekommen waren, kündigte Dr. Lutz Rittershaus von der BASt für den 28. Juli 2022 eine speziell auf diese Thematik zugeschnittene weitere Online-Veranstaltung an (siehe Kasten). Beim Seminar am 22. Juni wurde nicht erläutert, welche dynamischen Daten das mobile Gewerbe liefern soll. Roland Goetzke vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) schilderte nur den theoretischen Hintergrund. Er erklärte, bei den statischen Daten gehe es lediglich um einen Upload von Daten. Bei den dynamischen Daten hingegen gelte für sämtliche Datenformate, dass sie sowohl vom Datengeber per „Push“ abgegeben als auch per „Pull“ abgerufen werden können.
Nie wieder Verbindungsprobleme: Telekom schafft störungsfreie Konnektivität
Nach übereinstimmenden Informationen der Software-Anbieter ExRam, MPC Software und Talex mobile solutions müssen Taxi- und Mietwagenbetriebe nur noch Angaben zur Verfügbarkeit ihrer Fahrzeuge und deren Positionen dynamisch übermitteln. Eine Übermittlung von Preisen sei dagegen inzwischen „vom Tisch“. Matthias Plote, einer der drei Geschäftsführer von MPC Software, wartete ebenso gespannt wie Alex von Brandenstein, Geschäftsführer von Talex mobile solutions, auf das Online-Seminar, das die BASt speziell zu Aspekten des PBefG für den 28. Juli angekündigt hatte. Plote erklärte auf Anfrage von taxi heute, sein Unternehmen habe sich schon auf den Versand der Daten vorbereitet und warte im Wesentlichen auf die Inhalte, die versandt werden sollten. Kunden, die ihre Disposition nutzten, würden den Versand voraussichtlich kostenlos nutzen können.
„Wir sehen noch nicht den genauen Aufwand und können daher noch nichts zu Preisen sagen“, erklärte Alex von Brandenstein für seine Software taxi. de. Mit den Schnittstellen sei das Portal „noch nicht hinterhergekommen“.
Genehmigungsbehörden hätten Tarife liefern sollen
Auch Guido Kuth, einer der beiden Geschäftsführer von ExRam, sah nach dem ersten Webinar der BASt „noch einige offene Fragen“. Er sagte, die Schnittstellen zur Datenübermittlung seien ausreichend geklärt und die dynamischen Daten seien seines Erachtens leicht zu übermitteln. Probleme sehe er eher bei den statischen Daten, weil die wie zum Beispiel die Schadstoffklassen der Fahrzeuge noch erhoben werden müssten, während ExRam die Ordnungsnummern bereits erfasst habe. Das vorgesehene Hochladen von nicht maschinell auswertbaren Excel-Tabellen halte er für untauglich. Auch Freitext sei nicht maschinell nutzbar. Bei den statischen Daten findet er es „massivst ärgerlich“, dass ursprünglich die Genehmigungsbehörden die Tarifordnungen hätten eingeben sollen, während dies nun an den Taxi- und Mietwagenbetrieben hängengeblieben sei. „Wir werden für unsere Kunden zum Datentreuhänder werden und ihnen dies nicht berechnen, weil wir nicht aus einer gesetzlichen Pflicht Kapital schlagen möchten“, sagt Kuth. „Tarif-Daten werden wir aber definitiv nicht liefern und zur Not für unsere Taxiunternehmer vor Gericht ziehen.“ df
BVTM und BASt informierten gemeinsam
Am 28. Juli und damit weit nach Redaktionsschluss veranstaltete der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM) in Kooperation mit der BASt ein „Webinar“ zum Thema „Dynamische Daten“. Das Seminar richtete sich „primär an Taxizentralen und Anbieter von Vermittlungssystemen“. Dr. Lutz Rittershaus von der BASt hatte schon eine Einführungsveranstaltung zusammen mit Michael Oppermann, Geschäftsführer des BVTM, zum Thema „Statische Daten“ abgehalten. Weitere Infos bringt taxi heute im Nachgang.
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