Kulanz gibt es nur bei guter Führung

Beim 6. Ortenauer VW-Taxi-Abend bekamen Unternehmer gute Tipps zum Thema Kulanz und Hinweise zu neuen Taximodellen.

Die Gastfreundschaft des Autohauses Graf Hardenberg genossen wieder gut drei Dutzend Unternehmer und Unternehmerinnen. Bild: Dietmar Fund
Die Gastfreundschaft des Autohauses Graf Hardenberg genossen wieder gut drei Dutzend Unternehmer und Unternehmerinnen. Bild: Dietmar Fund
Dietmar Fund
Branchentreff

Ein guter Service und schnelle Hilfe, wenn es einmal klemmt, sind die wichtigsten Anforderungen, die Taxi und Mietwagenunternehmer an ein Autohaus stellen. Das wurde in der regen und offenen Diskussion deutlich, die gut drei Dutzend Taxi- und Mietwagenunternehmer am 12. Februar 2020 im Offenburger Autohaus Graf Hardenberg mit vier Taxi-Spezialisten der Marken Volkswagen und Volkswagen Nutzfahrzeuge führten. Sie waren zum traditionellen Ortenauer VW-Taxi-Abend gekommen, der bereits zum sechsten Mal stattfand.

Die VW-Truppe brachte aktuelle Infos mit

Im Mittelpunkt stand wieder das Neueste aus dem Taxi-Vertrieb und dem Taxi-Service. Joachim Flämig, Taxi-Ansprechpartner von Volkswagen Nutzfahrzeuge, hatte dazu seinen in der Region schon gut bekannten Service-Spezialisten Björn-Marc Börner mitgebracht. Pkw-seitig war der Service-Mann Jörg Pachmann vor Ort, ebenfalls ein „alter Hase“, während sich Ute Schulenburg als Taxi-Ansprechpartnerin im Vertrieb neu vorstellte. Sie versicherte den Unternehmern und Unternehmerinnen, sie wolle zu ihnen eine längerfristige Beziehung aufbauen. Sie freue sich auf die Aufgabe, die Branche zusammen mit dem Handel zu betreuen, während sie in den letzten Jahren für Behörden- und andere Direktkunden das „Mädchen für alles“ gewesen sei. Organisiert hatte den Branchentreff wieder Markus Schmid, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Taxi Ortenau e.V.

Die Taxi-Spezialisten im Service der beiden Marken machten erneut deutlich, dass es wichtig ist, ein Fahrzeug mit Taxi- oder Mietwagenpaket ab Werk zu kaufen. Nur so könne es im Service als Taxi oder Mietwagen erkannt werden. Und nur dann könnten die Unternehmer unter anderem von Präventivmaßnahmen einerseits und besonderer Kulanz andererseits profitieren. Das gelte auch für den VW Crafter, für den man nur das Basispaket Taxi/Funkmietwagen samt Hersteller-dokumenten für die Konformitätserklärung zur Nachrüstung bei externen Umrüstern bestellen kann.

Björn-Marc Börner sprach in Bezug auf die Nutzfahrzeuge nur von einer einzigen Präventivmaßnahme für den Caddy. Bei dessen Wartung werden innerhalb der ersten drei Jahre alle 120.000 Kilometer der Generator-Regler und der Generator-Freilauf getauscht. Bei den Pkw werden bei der regulären Wartung vereinzelt und zeitlich begrenzt Teile vorbeugend getauscht. Jörg Pachmann ergänzte für die Pkw-Organisation, dass die für drei Tage gewährte Taxi-Mobilitätsgarantie mit der Stellung eines vollwertigen Ersatztaxis im Falle eines Teilerückstands nicht ausreichen könnte. Für solche Fälle bekomme der Volkswagen-Partner eine hohe Bezuschussung für ein Ersatztaxi, die er auch anmahnen müsse. Spätestens in einem solchen Fall müssten die Wartungen auch passen. Die Abteilung, die solche Fälle prüfe, sei sehr penibel und achte sehr genau darauf, dass die Intervalle nicht überschritten worden seien. Taxi- und Mietwagenunternehmer sollten aufgrund ihrer hohen Fahrleistungen unbedingt rechtzeitig einen Wartungstermin mit ihrer Werkstatt vereinbaren und nicht erst, wenn die Warnlampe aufleuchte. „Sonst ist die Kulanz futsch, denn da herrscht null Toleranz“, warnte auch Björn-Marc Börner. „Wenn die Wartungsintervalle überzogen werden, können wir nicht für Sie argumentieren.“ Jörg Pachmann riet den Zuhörern, ihrem Händler von Anfang an zu sagen, wie viele Kilometer sie im Monat fahren, damit er ein Gespür für die Dringlichkeit von Wartungsterminen für Taxis und Mietwagen bekomme.

Beide Service-Fachleute betonten, dass die strikte Einhaltung von Wartungsintervallen auch eine unbedingte Voraussetzung für individuelle Kulanzregelungen sei, für die der Händler vor Ort sie beide als „Werkzeug“ einschalten könne. Börner ergänzte zum Thema Teilerückstand, dass es bei Volkswagen Nutzfahrzeuge ein eigenes Team gebe, das weltweit nach dringend benötigten Ersatzteilen suche. „All das ist möglich, wenn Sie Ihre Wartungen beim Service-Partner von Volkswagen Nutzfahrzeuge machen lassen“, erklärte er.

Rege Nachfragen nach neuen Taxi-Modellen

Aus der rege nachfragenden Runde kamen auch Fragen nach neuen Taximodellen. Ute Schulenburg schilderte die Lage beim Plug-in-Hybriden Passat GTE Variant und beim neuen Passat, für dessen Taxi-Ausstattung nun die mittlere Ausstattungsstufe „Business“ die Ausgangsbasis ist. Das macht eine Reihe von Assistenzsystemen auch dem Taxi-Gewerbe zugänglich. Als Taxi kommt ihrer Auflistung nach als erster der Plug-in-Hybrid Passat Variant GTE, der ab Anfang April produziert wird, gefolgt von der Passat-Limousine und dem Passat Variant ab etwa Mitte Mai. Das Touran-Taxi mit 85-kW-TDI laufe Anfang Oktober aus und werde voraussichtlich erst im ersten Quartal 2021 mit neuer Motorisierung und 110 kW wiederkommen. Schulenburg sagte auf Nachfrage von Markus Schmid, dass es aufgrund der zu geringen Nachfrage Pkw-seitig kein Taxi mit Allradantrieb geben werde. Zur Frage von Bernhard Grimm aus Lahr, ob das Elektrofahrzeug ID.3 als Taxi vorgesehen sei, antwortete sie, vom ID.3 fahre zwar eine Testflotte, aber man finde ihn intern für ein Taxi zu klein. Ein anderes Modell der Baureihe ID solle als Taxi kommen, aber noch nicht in diesem und auch nicht im nächsten Jahr.

Joachim Flämig, ihr Kollege von den „Nutzis“, riet Unternehmern, die in diesem Jahr noch einen Caddy oder Caddy Maxi auf die Straße bringen wollten, bald einen zu bestellen. Das gelte insbesondere für die Motorisierungen mit 75 und 110 kW sowie für die nur als Inhaberfahrzeug bestellbare Allradvariante mit DSG-Automatik. Es werde seiner Einschätzung nach einen Run auf den Caddy geben und er könne schon Ende April ausverkauft sein. Auf Nachfrage von Bernhard Grimm aus Lahr sagte Flämig, ein Heckausschnitt für Rollstuhlfahrer sei seiner Marke auch weiterhin wichtig und dem stünden nur Batterien oder Gastanks im Heck entgegen. Wer einen Caddy mit besonders breitem Heckeinstieg wolle, dem rate er zu einer baldigen Bestellung.

Schnelle Lösung für Fans des T 6.1-Taxis geplant

Zum T 6.1-Taxi erklärte Flämig, ab Werk könne man den T 6.1 voraussichtlich erst Ende 2020 mit Taxi-und Mietwagenpaket bestellen. Es werde den T 6.1 mit dem 2-l-TDI und 110 kW in allen Getriebe- und Antriebsvarianten und mit allen Ausstattungslinien geben.

Flämig hat inzwischen genehmigt bekommen, dass T 6.1 bis zum Erscheinen des werkseitigen Taxi-Pakets mit kundenspezifischem Funktions-Steuergerät und Konformitäts-Papieren umgerüstet werden können. Das erlaubt den Bulli-Fans die vorzeitige Umrüstung eines T 6.1 bei externen Umbaupartnern. df

Gastgeber spitzten die Ohren

Schon zum vierten Mal fand der Ortenauer VW-Taxi-Abend im Autohaus Graf Hardenberg statt. Die Runde wurde in diesem Jahr von Geschäftsführerin Grit Müller-Vorpahl, dem Verkaufsleiter Neuwagen, Christopher Ahr, und Uwe Gebhard, Verkaufsberater Nutzfahrzeuge, begrüßt. Mit ihnen stellten sich auch die Nutzfahrzeug-Spezialisten des Offenburger Standorts, Marc Gajek und Manfred Pfeifer, dem Gespräch mit den Branchenvertretern. Aufmerksam verfolgten sie die Diskussion mit den Taxi-Spezialisten, die zusammen mit den Gästen aus der Taxi-branche Anforderungen an einen guten Taxi-Service formulierten. Die Autohaus-Gruppe Graf Hardenberg ist als Stiftung organisiert. Zu ihr gehören 30 Betriebe an 16 Standorten.

Was in Offenburg noch zu hören war

■ Um die Zeit bis zum Erscheinen des T 6.1 mit werkseitiger Taxi- und Mietwagenausrüstung zu überbrücken, hat Joachim Flämig Poolfahrzeuge vom T 6-Taxi produzieren lassen.

■ Seit Ende 2019 bietet Volkwagen Nutzfahrzeuge für Fahrzeuge mit werkseitigem Taxi- oder Mietwagenpaket die kostenlose Anschlussgarantie als TaxiGarantie Plus e an. Der Zusatz steht nicht nur für die Ausdehnung auf Elektroantriebe, sondern auch für den Wegfall der bisherigen Obergrenze von 6.000 Euro pro Schadensfall oder Jahr, sofern alle Wartungsarbeiten in der Markenwerkstatt gemacht wurden.

■ Björn-Marc Börner weist als Teamleiter Sonderzielgruppen und Veranstaltungen im Nutzfahrzeuge Service Center in Langenhagen auch bei Schulungen von Serviceberatern auf die Bedürfnisse der Taxibranche hin. Künftig werde er auch bei der Ausbildung von Serviceassistentinnen dabei sein, berichtete Börner.

■ Das Autohaus Graf Hardenberg sagte zu, 2021 wieder als Gastgeber für den Ortenauer VW-Taxi-Abend zur Verfügung zu stehen. Auch Joachim Flämig und Ute Schulenburg erklärten, sie wollten wiederkommen.

■ „Ich habe den Ratschlag von Ralf Asche befolgt und meinen Händler in Sachen Taxi erzogen“, sagte Bernhard Grimm aus Lahr. „Ich hab´s geschafft!“ Asche war ein quirliger früherer Taxi-Mann von VW. Grimms Händler ist das Autohaus Link Lahr, das 2015 und 2016 der erste Gastgeber des Ortenauer VW-Taxi-Abends war.

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Seite 9 bis 11 | Rubrik Gewerbepolitik
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