Thema des Monats

Fahranfänger ins Taxi!

Thema des Monats August 2007

Seit dem ersten August gilt für Führerscheinneulinge eine neue Promillegrenze: Wer sich hinter das Steuer seines Autos setzt, darf keinen Tropfen Alkohol im Blut haben. Das Taxi- und Mietwagengewerbe kann sich hier als Alternative bewähren, auch mit staatlicher Unterstützung.
Der Anteil junger Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren, die jährlich auf den Straßen verunglücken, ist nach wie vor hoch. Zum Beispiel sind etwa 30 Prozent der Verkehrstoten und Schwerverletzten des Landes Brandenburg dieser Altersgruppe zuzurechnen. Ihr Anteil an der Bevölkerung des Landes beträgt jedoch nur knapp 10 Prozent. Die häufigsten Unfallursachen sind Alkohol, überhöhte bzw. unangepasste Geschwindigkeit und mangelnde Fahrpraxis. Besonders unfallgefährdet sind Jugendliche auf dem Weg zur bzw. von der Disco.

Aufgrund solcher Statistiken ist das nun eingeführte absolute Alkoholverbot für Fahranfänger eine logische Konsequenz. Erhöht das nun die Bereitschaft, das eigene Auto stehen zu lassen und auf andere öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen? Ja, solange das Angebot attraktiv ist. Taxis und Mietwagen scheinen hier aus Preisgründen oft keine Alternative.

Dabei gibt es schlagkräftige Argumente, die diesen scheinbaren Wettbewerbsnachteil ad absurdum führen.

Stichwort: Preis pro Fahrzeug: Es gibt vom BZP einen schönen Aufkleber, der eigentlich auf jedem Taxi aufgeklebt werden sollte: „Super Einstiegspreis: Vier Personen zum Preis von einer – Taxi“. Teilen sich vier Jugendliche ein Taxi, zahlt jeder für eine 20 Euro-Fahrt gerade mal 5 Euro. Bei Bussen oder Vans wird der „Eigenanteil“ noch geringer. Nicht selten ist ein Großraumtaxi sogar günstiger als das Einzelticket von Bus oder Bahn.

Stichwort Fifty-Fifty-Taxi: Wie der Name schon sagt, fahren Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren damit um die Hälfte billiger. Die andere Hälfte des Taxipreises subventionieren entweder die öffentliche Hand oder Sponsoren aus der Privatwirtschaft. Fifty-Fifty-Taxis sind seit Jahren etabliert, in manchen Bundesländern landesweit, in anderen Regionen begrenzt auf eine Kommune oder einen Landkreis.

Das Prinzip ist dabei ganz einfach: An bestimmten Verkaufsstellen kann man Fifty-Fifty-Taxi-Tickets zum halben Preis des tatsächlichen Wertes erwerben. Am Wochenende zwischen 20 und 6 Uhr oder vor Feiertagen, können diese dann in der definierten Region von Jugendlichen zwischen 16 und 26 Jahren eingelöst werden. Die Akzeptanz bei den Taxifahrern ist bis auf wenige Ausnahmen flächendeckend, obwohl die Abrechnung dieser Gutscheine für das Unternehmen einen organisatorischen Mehraufwand bedeutet.

In Brandenburg stehen für das Fifty-Fifty-Taxi pro Jahr 90.000 Euro zur Verfügung. Bis zu dieser Summe werden Taxitickets im Wert von 5 bzw. 2 Euro an allen brandenburgischen AOK-Geschäftsstellen verkauft. Allerdings nur für die Hälfte des Wertes. Die andere Hälfte (also 45.000 Euro) werden vom brandenburgischen Verkehrsministerium übernommen. Mit im Boot dieser Aktion ist auch die Taxigenossenschaft Potsdam, die die Abrechnung der Taxigutscheine übernimmt. Dies bedeutet für die kleine Genossenschaft einen großen Aufwand, den man allerdings gerne auf sich nimmt, wie Vorstand Eckard Fischer gegenüber taxi heute betont. Denn das Projekt ist neben den angesprochenen Sicherheitsvorteilen auch eine weitere Umsatzquelle für die Taxiunternehmer, vor allem für die im ländlichen Bereich, bei denen das Taxi oder der Mietwagen in den Nachtstunden das einzig verbliebene öffentliche Verkehrsmittel darstellt.

Wie erfolgreich das Fifty-Fifty-Taxi in Brandenburg in seinem 12. Jahr seit Einführung inzwischen angenommen wird, zeigt die Tatsache, dass der Etat seit Ende Juli schon erschöpft ist. Mitte August finden deshalb weitere Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium statt. Wird der Etat dann nicht mehr aufgestockt, können Jugendliche erst wieder ab Januar 2008 Fifty-Fifty-Taxi-Tickets kaufen. Wenn überhaupt, denn trotz nachweislich zurückgegangener Unfallzahlen steht das Projekt jedes Jahr wieder auf der Kippe. Nicht nur in Brandenburg, sondern auch in Sachsen-Anhalt, Sachsen und in vielen Landkreisen.

Das Fifty-Fifty-Taxi muss sich also jedes Jahr aufs Neue beweisen und gleichzeitig als Vorbild dienen für weitere Regionen, in denen ähnliche Unfallzahlen ein Eingreifen erforderlich machen.

Der Zeitpunkt für die Gespräche mit den Behörden oder potenziellen Sponsoren wäre günstig. Denn wer ein sinnvolles und längst überfälliges Gesetz zum Schutze von Fahranfängern einführt, sollte konsequenterweise auch Alternativen präsentieren können.

(jh)
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